Die Wetterauer GRÜNEN im Gespräch mit der IHK Gießen-Friedberg

Grüne suchen zusammen mit regionalem Handwerk und Handel neue Wege der Wirtschaftsförderung nach der Pandemie

Michaela Colletti und Thomas Zebunke, Sprecherin und Sprecher des Kreisverbands Wetterau trafen in der vergangenen Woche Rainer Schwarz und Dr. Matthias Leder, Präsident und Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg.

Im Zentrum des Meinungsaustausches stand die Analyse der schwierigen Lage vieler Unternehmen nach einem Jahr Pandemie. Insbesondere die Situation im Einzelhandel, der Eventbranche und im Gastgewerbe stellt die IHK als Anlaufstelle für viele verzweifelte Unternehmer*innen vor große Herausforderungen.

Die IHK-Leitung kritisierte die verzögerten Unterstützungszahlungen durch die Bundesregierung. So wurden die Novemberhilfen zumeist erst im Januar ausgezahlt. Zudem erschwert ein viel zu hoher Bürokratieaufwand den Zugang zu den Leistungen.

Insbesondere der Einzelhandel in den Innenstädten und Dorfkernen kämpft ums Überleben. Und auch Solo-Selbständige warten seit Beginn der Krise auf eine echte Existenzsicherung.

Rund ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie liegt noch immer kein klarer Stufenplan für Wirtschaft und Handel vor aus dem hervorgeht bei welchem Infektionsgeschehen welche Maßnahmen griffen werden und welche Hilfen Handel und Gewerbe erwarten können. Entscheidend für die Wirtschaft ist nun Planbarkeit.

„Im Wetteraukreis haben wir gleich mehrere, große Unternehmen der Veranstaltungsbranche, Messebauer und Schausteller, die unter der völligen Einstellung ihrer Aktivitäten massiv leiden,“ erläuterte der IHK-Präsident

Wegweisend ist in diesem Zusammenhang die Fachweiterbildung zum*zur Fachbeauftragten für Hygiene im Veranstaltungswesen. Die Weiterbildung findet als Zertifikatslehrgang der IHK Gießen-Friedberg statt und richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus der Veranstaltungswirtschaft.

Besprochen wurde zudem die schwierige Situation im Berufsschulwesen. Nicht alle Schüler*innen erreicht der digitale Unterricht. Fehlender Wissenstransfer führt letztendlich zu Bildungslücken. Dies könnte in wenigen Jahren die ohnehin schwierige Situation in Ausbildungsberufen verschärfen, weil Grundlagen für die Vermittlung der fachspezifischen Kenntnisse fehlen.

„Für uns ist es sehr wichtig, eine weitere Verschärfung der Bildungsungleichheit durch Corona zu vermeiden,“ sagte Michaela Colletti.

Auch außerhalb Deutschlands ist die IHK Gießen-Friedberg gut vernetzt. Dem Kompetenzzentrum für Afrika ist es gelungen, durch Partnerschaften die Berufsbildung in Nigeria und Kenia zu verbessern.

„Wir begrüßen diese Aktivitäten ausdrücklich und wünschen uns einen weiteren Ausbau der Beziehungen zwischen mittleren und kleinen Unternehmen auf europäischer und internationaler Ebene. Im Wetterauer Kreistag haben wir auch schon einen Antrag gestellt, damit der Kreis sich mehr um solche Partnerschaften auf kommunaler Ebene bemüht, hob Zebunke hervor.“

Die Wetterauer GRÜNEN positionieren sich in ihren Programmen für den Erhalt lebendiger Ortskerne und gegen den Leerstand in Innenstädten. Dazu bedarf es gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Landesteilen, einer Verlagerung von Arbeitsplätzen aus dem Ballungsraum in die Mittelzentren (z. B. durch Coworking-Spaces) und mobiles Arbeiten sowie einer fachkundigen Beratung von Kommunen und Firmen bei der Beantragung von Fördermitteln und interkommunalen Kooperationen.

v.l.: Michaela Colletti, Sprecherin Grüne Wetterau, Dr. Matthias Leder, Hauptgeschäftsführer der IHK Gießen-Friedberg, Thomas Zebunke, Sprecher Grüne Wetterau und Rainer Schwarz, Präsident Hauptgeschäftsführer der IHK Gießen-Friedberg